Der perfekte Kleiderschrank

Dies soll eine Ode an meinen nicht ganz so perfekten Kleiderschrank werden. Ich gebe zu, das ich schon ein klein wenig stolz bin, muss allerdings auch der Fairness wegen angeben das ich einfach noch viel zu viel habe. 

Inzwischen ersetze ich viele Sachen, besonders gebe ich Sachen weg die einfach nicht mehr perfekt sitzen. Es ist schon komisch, mit welcher Argumentation man Dinge aufgehoben hat, mit der Beurteilung das könnte man ja noch irgendwann einmal anziehen. So hob ich wirklich Jahre das Kleid auf, das ich zu der Hochzeit einer Freundin trug. Mal davon abgesehen, dass ich mir nicht eingestehen wollte das dieses Kleidungsstück einfach nicht mehr passen wollte, hätte der Moment ja noch irgendwann kommen können. Mit dem intuitiven Essen änderte sich auch meine Kleidergröße und ich war irgendwo auch gezwungen, mich von meinen Teilen der letzten Jahre zu trennen. 
Immer mehr mache ich mir um unseren übermäßigen Konsum Gedanken. Ich mein nichts bequemer als das, du hast eine bestimmte Angelegenheit und musst dir noch kurzfristig etwas bei H&M und Co zum anziehen holen. Primark ist der Held in Sachen Wegwerfmode, was billig eingekauft wird, wird spätestens in einem Jahr weg geworfen.

Allein das ist für mich eine Herausforderung, Qualität muss nicht teuer sein, aber sie kann. Seit mehreren Jahren kaufe ich gerne Second Hand Mode, in den letzen Monaten allerdings vermehrt. Bei den obligatorischen Socken, Unterhosen, Leggins bin ich bis dato noch geizig, aber macht das Sinn? Ich weiß inzwischen sehr genau was es für ein Luxus ist, gute Kleidungsstücke zu besitzen. Kleidungsstücke die nach dem 12 mal waschen immer noch ihre Form behalten. Meine Socken und Leggins sind meist ziemlich schnell kaputt. Mir ist schon oft bei H&M aufgefallen, das die Shirts mit der Zeit reißen, wenn sie oft getragen werden. So schaffte ich es vor kurzem, mir ein Loch in eines meiner Shirts mit dem Daumen zu reißen. Ihr kennt diese Basicshirts ohne Träger, ich trage sie meist unter durchsichtigen Kleidungsstücken, aber wäre das auch mit einem hochwertigen Biostoff passiert? Das Shirt war richtig brüchig geworden und es war kein Problem, es mit dem Daumen zu zerstören.
Im nächsten Monat möchte ich die Herausforderung annehmen und mit gebraucht eine Jeans kaufen. Ich mein, nichts schlimmer als das. Meine Figur ist für heutige Konfektionsgrößen nahezu unmöglich. Von 10 Hosen passen mir 11 nicht und die letzten 2 male machte ich es mir einfach und kaufte mir ein Modell von New Yorker, da ich wusste das dieses mir einfach passt. Ehrlicherweise hasse ich diese Hose einfach. Im Stoff ist mehr Synthetik als alles andere und sie ist einfach null atmungsaktiv. Sie ist jetzt schon in ihrer Form einfach ausgeleiert, dass wäre mit einer herkömmlichen Jeans nicht einmal ansatzweise passiert.

Mein Hosenkauf, wenn er den auch statt findet, wird Konsequenzen haben. Eine der beiden verhassten Cordhosen vom Flohmarkt wird gehen müssen, Fakt ist, ich fand die Farbe der gefundenen Hose immer schon eigenartig und gut gesessen hat diese irgendwie auch nie. Von der Anderen, von der Passform nicht ganz so schlimmen, kann ich mich noch nicht trennen. Nach heutigem Gefühlszustand wird dies aber auch nur noch eine Frage der Zeit sein. Perfekt passende Kleidungsstücke die mir gut gefallen, sind inzwischen verdammt wichtig geworden.

Durch meine Krankheit Lipödem muss ich Kompressionsstrümpfe tragen und da brauche ich noch unbedingt eine Stoffhose, damit die Wärme die ich eigentlich im Sommer so liebe nicht unerträglich wird. Für den Sommer, mit anderen die ich schon besitze,  3 Hosen zu haben ist etwas mit dem man gut arbeiten kann. Mehr brauche ich wirklich nicht.
Liebe Frauen da draußen, ist es nicht Fakt das je mehr wir in unsere Schränke packen, desto weniger wir zum anziehen haben? Das liegt für mich schlicht und ergreifend daran, das mir der Überblick fehlt. Wenn ich Dinge nicht sehe, vergesse ich sie. Schon allein deswegen möchte ich einen perfekten Kleiderschrank haben. Kleidungsstücke, die sich so miteinander kombinieren lassen, das alles zu allem passt und das man eine Hand voll guter Sachen zur Verfügung hat die getragen werden.

Ich bin selbst ziemlich erschrocken, als ich mit meinem kleinen Kleiderprojekt begonnen hatte. Ich hatte tatsächlich 4 Kleidersäcke bis oben hin befüllen können. Die Frage stellte sich mir recht schnell, wo ich das Zeug überall versteckt hatte. Allerdings musste ich auch zugeben, dass schon lange nichts mehr richtig hinein gepasst hatte. Da musste man quetschen und einzelne Schubladen sind einfach nicht mehr zu gegangen. Heute sehe ich so etwas als vergeudeten Lebensraum, Dinge die dich belasten und die dir schlicht und ergreifend wichtigen Platz weg nehmen.
Wer wenig hat, weiß was er braucht. Ich will aus euch keine Weltverbesserer machen und es geht auch nicht darum, nur noch fair gehandelte Kleidungsstücke zu kaufen. Aber kauft mit bedacht, macht euch bewusst was ihr braucht, oder ob ihr nur eine Emotion befriedigt und das Kleidungsstück dafür um so schnell uninteressant wird. Mein nächster Schritt werden 2 Paar Bio vegane Schuhe sein, auf die ich mich heute schon sehr freue.

Jedes kleine bisschen zählt, also wage der Schritt. So viele Frauen haben mich angeschrieben, als sie bemerkten das das Ausräumen ihres Kleiderschranks einfach gut getan hat.

Liebe Grüße
Coco

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1 Kommentare

  1. komisch, ich hab mehrere shirts von h&m und da hatte ich nie löcher. einige meiner lieblings-langarmshirts sind mittlerweile zwar etwas ausgewaschen und haben leichtes peeling, aber das ist nach mehreren jahren häufigen tragens eigentlich normal.
    mit dem überblick hast du wirklich recht, aber aussortieren ist echt schwer.

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